Archiv der Kategorie: Unsere Geschichte

Neues von den alten Dingen – die Geschichtswerkstatt berichtet

Am vergangenen Donnerstag, den 25. 06. 2015 trafen sich einige Mitglieder der Geschichtswerkstatt zusammen mit Frau Bürgermeisterin Rösch im kleinen Saal des Rathauses. Auf der Tagesordnung standen die Pläne über eine Dokumentation zur Geschichte der Spinnerei, über Aktivitäten beim „Tag des offenen Denkmals“ am 13.09.15, sowie die Weiterführung des Projektes „Farrenstall“. Mit diesem Punkt wurde begonnen.

Nachdem der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung am 18.06.15 der Nutzung des alten Farrenstalls als einem Magazin für erhaltenswerte Dinge aus der Gemeindehistorie zugestimmt hat, geht es nun an die praktische Umsetzung der damit verbundenen Ideen. Geschichtswerkstatt und Frau Rösch waren sich einig, dass eine Grundreinigung, nach vorheriger Vergitterung der Einflugmöglichkeiten für Vögel, vorgenommen werden sollte, bevor die ersten Exponate – in dem Fall ausgemustertes Schulmobiliar aus der Uhlandschule – eingeräumt werden kann. Ferner muss über die Einrichtung eines WC’s, sowie einer ordentlichen Treppe zur Erschließung des Heubodens nachgedacht werden. Hier würde sich eine außen angebrachte Eisengittertreppe anbieten, die damit auch den Anforderungen der neuen Brandschutzverordnung genügen würde.

Nachdem Frau Ulrike Franz, eine der Künstlerinnen der „Ateliergemeinschaft Spinnerei“ eingetroffen war, besprach man den Zeitplan für die vorgesehene Dokumentation über die Spinnerei Wannweil. Von Seiten der Fa. Holy gibt es keine Vorbehalte dagegen und somit kann mit den Arbeiten am Filmprojekt begonnen werden. Ein wünschenswerter Premierentermin wäre der Winter 2015/16. Die Ausstellung im Rathaus kann sicher nicht vor dem Sommer nächsten Jahres realisiert werden. Das Erscheinen einer gedruckten Dokumentation dürfte sich nicht vor dem Jahr 2017 verwirklichen lassen. Ursprünglich war nur ein Katalog geplant, indem Fotos, Texte und Dokumente auch nach Abbau der Ausstellung der Nachwelt erhalten bleiben sollten. In der Diskussion stellte sich heraus, dass die Verwaltung ein „richtiges Buch“ bevorzugen würde, da es sich als Geschenk für die zunehmende Zahl von Seniorengeburtstagen eignen würde. Auch kam der Gedanke auf, eine Textsammlung zu erstellen, in dem mehrere Autoren die unterschiedlichsten Aspekte der Spinnereigeschichte beleuchten könnten.

Desweiteren wurde die Gestaltung des „Tages des offenen Denkmals“  besprochen. Da es diesmal um Industriegeschichte geht, würde sich eine Führung im Wasserwerk der Spinnerei und eine Wanderung entlang des Kanals anbieten. Zum Abschluss des Abends zeigte Herr  Gert Klinger ein Videointerview mit Herrn Helmut Kern, der Zeit seines Lebens unmittelbarer Nachbar des Farrenstalls war und viel und sehr lebendig aus seiner eigenen und der Vergangenheit dieser Gemeindeeinrichtung zu berichten wusste. Auch Herr Fritz Gogel, jahrzehntelang Vorsitzender des Reitvereins, konnte in diesem Film Manches zum Thema beitragen. Als die Sitzung gegen 21.30 h schloss, war allen Beteiligten klar, dass viel – aber sehr spannende – Arbeit auf sie wartet, sowohl was den Farrenstall, als auch den Film, die Dokumentation und die Ausstellung über die Spinnerei, betrifft.

Apropos „Ausstellung“! Waren SIE schon im Rathaus und haben SIE die Vitrinen mit den Exponaten über Krieg und Nachkriegszeit in Wannweil  angeschaut? Wenn nicht, so haben SIE noch einige Wochen Zeit, dies zu tun! Ein ganz besonderes Ausstellungsstück möchten wir IHNEN heute vorstellen: NS Propagandaminister Goebbels „beste Idee“ – den Volksempfänger VE 301, produziert ab dem Jahre 1933. Er stammt aus dem Familienbesitz von Herrn Schreinermeister Walter Ott und war von 1934 bis in die frühen 50iger Jahre in Benutzung. Im August 1933 war dieser Typ auf der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin vorgestellt worden. Die Bezeichnung „VE 301“ verwies auf den 30. Januar 1933, dem Tag der Machtergreifung der NSDAP. Sämtliche Rundfunkfirmen im Deutschen Reich waren verpflichtet, den auf Veranlassung des Propagandaministers entwickelten Radioapparat baugleich zu produzieren. Durch Standarisierung und kostengünstige Serienfertigung sollte der technisch einfache und schlicht gestaltet Volksempfänger für jeden Haushalt finanziell erschwinglich sein und somit erhöhte sich die Ausstattung der deutschen Haushalte mit Radiogeräten zwischen 1933 und 1941 von 25 auf 65 Prozent. Genaue Instruktionen des Ministeriums für Propaganda regelten bis ins kleinste Detail die Berichterstattung des Mediums. Um einer aus Überdruss von der NS-Propaganda resultierenden Abwendung der Hörer entgegenzuwirken, nahmen auf Anweisung von Goebbels zahlreiche Wunschkonzerte, Unterhaltungssendungen, Hörspiele, sowie im Zweiten Weltkrieg zusätzlich die Wehrmachtsberichte, einen festen Platz in den Programmen ein. Nach dem Zusammenbruch von Nazideutschland wurden viele Radios von den Siegermächten konfisziert oder fielen dem Modernisierungswahn der 50iger Jahre zum Opfer. Unser Ausstellungsstück ist deswegen eine absolute Rarität – aber auch alle anderen Objekte lohnen einer genaueren Betrachtung. Sollten SIE Auskünfte zu einzelnen Dinge wünschen – Herr Ott ist IHNEN gerne behilflich.

Wannweiler Trachtenmädchen um 1900

2015010303

Aus dem Album von Maria Kern (1876-1955)
Das können nur die Geschwister Kern sein,   Maria (1876-1955), Christina (1877-1960) und in der Mitte Karoline (1885-1967).
Die Aufnahme entstand um 1900 im Atelier des Reutlinger Fotografen Otto Lauer. Maria heiratete 1901 Johannes Kern und wurde 79 Jahre alt.  Christina war nicht verheiratet, sie starb im Alter von 82 Jahren. Die Jüngste, Karoline, heiratete 1911 den Schreiner Karl Reichart und wurde 81 Jahre alt. Alle drei verbrachten ihr Leben in Wannweil.

 

 

Gasthaus „Zum Waldrand“ in Wannweil

2015030358

Motorradgruppe um 1935 vor dem „Waldrand“.

Erbaut um 1891, Webmeister Johann Schuster erhält mit Rücksicht auf die Firma Schirm & Mittler die Konzession zum Betrieb einer Wirtschaft. In Krieg und Nachkriegszeit war die Familie Werner lange Jahre Betreiber des Lokals. Kurt Werner hört als Gastwirt im Januar 1981 in der Gaststätte „Waldrand“ auf.
Werbung auf einer Nachkriegspostkarte: Gasthaus z. Waldrand, gern besuchtes Ausflugslokal, bekannt gute Küche, reelle Getränke, Gartenrestauration, großer Parkplatz, Tel. 6766 Reutlingen, Besitzer Fritz Werner.

Nach einem kurzen Intermezzo als Gasthaus Rose hat ein neuer Besitzer und Wirt 2014 die Gaststätte wieder Waldrand genannt.

 

Kulturgut Streuobstwiese

2009070114

Dieses Foto eines blühenden Birnbaumes auf unserer Gemarkung wurde beim Fotowettbewerb der Gemeinde Wannweil, ausgestellt im neu eingeweihten Schulhaus (Einweihung 27.10.1956), eingereicht.
DerFotograf Paul Reichart reichte das Foto unter dem Kennwort „Amateur“ ein.
Damals beherschten die Hobbyfotografen noch den Umgang mit Farbfiltern, um die Schwarzweißbilder kontrastreich zu gestalten. Das Ergebnis sah man erst nach dem Entwickeln.

Übrigens: Wenn die Bäume zu blühen beginnen, ist es höchste Zeit, den Wildbienen geeignete Nisthilfen zur Verfügung zu stellen. Viele sogenannte „Bienenhotels“, wie sie in Kaufhäuser angeboten werden, taugen überhaupt nichts.  Auf der  NABU-Homepage sehen Sie den Unterschied.

 

Die Brunnenstraße Einst und Jetzt

2015030302

Das Haus des Metzgermeisters Adam Ebinger in der Brunnenstraße um 1920. Der aus Kusterdingen stammende Metzgermeister  Adam Ebinger (1879-1963) gründete das Geschäft in Wannweil, sein Sohn Adolf (1909-1986) führte bis zu seinem Ruhestand die Metzgerei weiter.
In der Reichsstadtzeit der 11. Lehenshof

IMG_5027

Dieselbe Perspektive an Ostern 2015

Zum Vergleich können wir gar nichts mehr verwenden. Der Brunnentrog wurde bei m Ausbau der Dorfstraße um 90 Grad gedreht, die Scheune wurde vor dem Krieg durch ein Wohnhaus ersetzt und nach dem Krieg wurde der Wohnteil des alten Hauses abgebrochen, ein damals moderner Verkaufsladen entstand.  Der Nachfolgebau des Küferhauses Rilling ist auch näher in die Brunnenstraße gerückt.

Karfreitag 2015, Blick nach Ostern

DSCF1544[1]

Blick nach Osten.

Der Blick nach Osten verbindet uns mit Ostern. Hier die aufgehende Sonne über der Johanneskirche.  An Ostern feiern wir die Auferstehung Jesu.  Nach altem Glauben wird man am Ostermorgen die Sonne  beim Aufgehen, aus Freude am Auferstandenen, dreimal hüpfen sehen.  Die Namensbedeutung von Osten und Ostern kann man durchaus mit dem Namen der Göttin der Morgenröte, Aurora, in Verbindung bringen.

Das Foto unten zeigt den Wannweiler Mädchenkreis um 1935 am Ostermorgen. Sie begrüßten, vermutlich auf der Degerschlachter Höhe, die aufgehende Sonne.  Organisiert wurde dieser Spaziergang von Frau Bausch, der Frau des damaligen Pfarrers. Dass sie die Ostersonne mit einem Auferstehungslied begrüßten, sieht man an den mitgeführten Gesangbüchern.  Abgebildet sind neben den beiden Leiterinnen, in denen ich Anna Hipp geb. Rein (1883-1977) und Thekla Schenkel ( 1897-1987) erkenne, junge Frauen der Jahrgänge 1910 bis 1920.

86020801

Der „Ebingerbrunnen“ um 1935

2015030304

Metzgermeister Adolf Ebinger sitzt auf dem Brunnenrohr und seine Freunde nehmen den Brunnen anderweitig in Beschlag. Am rechten Bildrand sieht man noch die Ladentür zur Metzgerei. Anstelle der Scheune wurde ein paar Jahre vorher ein neues Wohnhaus mit Geschäftsräumen im unteren Geschoß errichtet. Das alte Wohnhaus muss noch bis nach dem Krieg warten, um einem modernen Metzgerladen mit darüberliegender Wohnung zu weichen. Die Brunnenstraße,  in die wir hier blicken, verbindet die Dorfstraße mit der Eisenbahnstraße.