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Film, Ausstellung und Buch – Dokumentation über die Geschichte der Spinnerei Wannweil

Auszug aus dem Protokoll der Sitzung der Geschichtswerkstatt Wannweil vom 8. Jan. 2015

„Ein Projekt, welches in die weitere Zukunft reicht, ist der Wunsch einer Dokumentation in Form einer Ausstellung und evtl. einer schriftlichen Fassung (Buch) über die spannende und historisch hochwichtige Geschichte der Spinnerei Wannweil. Kaum ein Unternehmen hat so tiefe Spuren in der Ortshistorie hinterlassen wie die nach dem ersten Weltkrieg von Richard Burkhard übernommene und später zusammen mit Karl Conzelmann geführte Spinnerei und Weberei. Man kann bereits auf eine große Menge Material in Form von Fotos, Dokumenten, Filmen und Zeitzeugeninterviews zurückgreifen. Aber dass es grad diese Fülle ist, deren Aufarbeitung eine Menge Zeit beansprucht, darüber war man sich im Gremium einig. Das heißt, vor 2016 wird es keine Realisation geben können.“

Die Geschichtswerkstatt Wannweil hatte inzwischen mit Herrn Reutter und Frau Bronner von der Fa. Holy, Metzingen die im Folgenden genannten Punkte 1 bis 3 abgeklärt. Die Fa. Holy ist mit all den genannten Vorhaben einverstanden.

In den Sitzungen vom 25.06.2015 und16.07.2015 hat die Geschichtswerkstatt diesen Fahrplan beschlossen:

  1. Rechte
    Worüber können/dürfen wir schreiben? Die „alte“ Spinnerei und Weberei Wannweil gehört der Gemeinde nicht. Die Geschichtswerkstatt hat eine große Menge Material in Form von Fotos, Dokumenten, Filmen und Zeitzeugeninterviews aus der Zeit, als die Spinnerei und Weberei noch in Betrieb war. Kann das alles veröffentlicht werden? Gibt es Beschränkungen?Die Firma Holy ist mit sämtlichen Veröffentlichungen einverstanden. Beschränkungen gibt es nicht.
  2. Film
    Inhalte des Films:
    – Teil 1: Ausschnitt aus dem Heimatfilm von Wannweil 1962 (u.a. mit arbeitenden Mitarbeitern in der Fabrik und im Batteurgebäude, Länge 2:15 Minuten, Aufstellung Festzug in Alter Spinnerei, ca. 30 Sekunden)
    – Teil 2: Filmische Aufarbeitung der Spinnerei-Dokumentation von Walter Ott (u.a. mit Bildern vom ehemaligen Tennisplatz und vom ehemaligen Freibad)
    – Teil 3: Filmische Aufarbeitung von Fotos, Dokumenten, Filmen und Zeitzeugen-interviews aus der Zeit, als die Spinnerei (und Weberei) noch in Betrieb war (es gibt einen Mitschnitt von der Zeitzeugen-Veranstaltung von 10.01.2013 in der Bücherei)
    – Teil 4: Leben und Arbeiten in den Ateliers in der Alten Spinnerei
    – Teil 5: Aktuelle Bildimpressionen der Alten Spinnerei von Gert Klinger
    – Teil 5: Geschichte trifft auf Zukunft und Naturverbundenheit liebäugelt mit Urbanität (das Areal der ehemaligen Spinnerei Wannweil wird bebaut)
    Filmische Animation der Holy AG über die Pläne zur Neugestaltung des Gebietes, z.B. Modell abfilmen, oder virtuellen Rundgang durch das Gebiet machen und zeigen, wie das Gebiet nach der Fertigstellung einmal aussehen wird. (Die vorhandenen historischen, industriell geprägten Gebäude werden saniert und in Form von gehobener Gastronomie, Büros, Ateliers und Loftgewerbe neu genutzt, es entstehen hochwertige Reihen-, Doppel-, Einzel- und Mehrfamilienhäuser).Die Premiere des Films soll nach den Vorstellungen der Geschichtswerkstatt im Winter 2015/2016 im Batteurgebäude (max. ca. 300 Sitzplätze) aufgeführt werden.

    Gert Klinger von der Geschichtswerkstatt wird den Schnitt des Films erledigen.

    Die nächste Sitzung der Geschichtswerkstatt zur Weitentwicklung des Filmes findet am Mittwoch, 23.09.2015, 19.00 Uhr im Kleinen Saal des Rathauses statt. Eine Abordnung der Künstlerinnen und Künstler der Alten Spinnerei wird auch an dieser Sitzung teilnehmen.

  3. Ausstellung
    Die Ausstellung ist im Rathaus Wannweil vorgesehen. Zeitraum der Ausstellung: Herbst 2016
  4. Buch
    Das Erscheinen einer gedruckten Dokumentation dürfte sich nicht vor dem Jahr 2017 verwirklichen lassen. Ursprünglich war nur ein Katalog geplant, in dem Fotos, Texte und Dokumente auch nach Abbau der Ausstellung der Nachwelt erhalten bleiben sollten. Doris Scherret wird diesen Katalog erstellen.In der Diskussion stellte sich heraus, dass die Gemeindeverwaltung ein „richtiges Buch“ bevorzugen würde, da es sich als Geschenk für die zunehmende Zahl von Seniorengeburtstagen eignen würde. Auch kam der Gedanke auf, eine Text­sammlung zu erstellen, in dem mehrere Autoren die unterschiedlichsten Aspekte der Spinnereigeschichte beleuchten könnten.

    Angefragt werden soll bei diesen potentiellen Autoren (Ideenpool, noch keine Realisierung!):
    – Hermann Hipp, gebürtiger Wannweiler, ehemaliger Stadtbaumeister, Hamburg, Architekt, Historiker
    – Thomas Deuschle, Herausgeber verschiedener Reutlinger Jahrzehntbücher, ehemaliger Bewohner der Dachgeschosses der Villa (Hauptstr. 99)
    – Fachhochschule für Technik, Zusammenhang mit ehemaliger Textilindustrie in der Umgebung
    – Publikation Daimler-Benz über Fremdarbeiter in der Alten Spinnerei
    – Wanderausstellung Industrielle Entwicklung in der Region/Hochphase der Textilindustrie
    – Autor zum Thema Städtebauliche Veränderungen/Entwicklung der Klinghalde­siedlung (ehemaliges Wohngebiet der Spinnereimitarbeiter)
    Fotos Martina Lietz (Baraden)

    Auflage: 700 – 800 Stück

    Ulrike Franz wird eine spezielle „Kunst-Edition“ des Buches erstellen. Sie hat nach Rückkehr aus den USA im ehemaligen Pförtnerhaus eine Papier- und Druckwerkstatt eingerichtet, wo sie ihre neuen Kenntnisse nutzen will.

    (Anmerkung: Ulrike Franz kam 2014 von einem mehrjährigen Aufenthalt in Tuscaloosa, Alabama, zurück. An der dortigen Universität hat sie die Buch-Kunst erlernt: Vom Papierschöpfen über die Buchbinderei bis hin zum Buchdruck).

  5. Zeitplan:
Filmpremiere Winter 2015/2016, Batteurgebäude der Alten Spinnerei
Ausstellung im Rathaus Herbst 2016
Erscheinen des Buches Sommer 2017

Volker Steinmaier, 27.08.2015

Einladung zum Tag des offenen Denkmals am 13.09.2015 in der Alten Spinnerei

Geschichtswerkstatt Wannweil – Einladung zum Tag des offenen Denkmals am 13.09.2015 in der Alten Spinnerei          

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Denkmaldaten:

Denkmalname: Alte Spinnerei Wannweil (Kreis Reutlingen, Baden-Württemberg)

Adresse: Hauptstr. 94-96, Fallenbachstraße, An der Spinnerei, 72827 Wannweil

Beschreibung:

Grundsteinlegung für die Spinnerei 1868 durch J. Hartmann und W. Seemann. Zwei Jahre später läuft der Betrieb an. 1924 übernimmt Richard Burkhardt den Betrieb; Carl Conzel­mann wird 1934 Mitinhaber.

1936 erreicht die Beschäftigtenzahl mit 440 den Höchststand. 1953 arbeiten noch 356 Männer und Frauen in der Spinnerei. Am 31. März 1987 geht das Kapitel Spinnerei zu Ende: 106 Mitarbeiter werden gekündigt.

Kategorien:

– Industrie und Technik

Merkmale:

  • Bezug auf Jahresmotto „Handwerk, Technik, Industrie“
  • Imbissangebot (Getränke, türkische Spezialitäten, Kaffee und Kuchen, Bewirtung durch Geschichtswerkstatt und durch unsere türkischen Mitbürger, die selber oder deren Vorfahren noch in der Spinnerei gearbeitet haben)
  • für Kinder geeignet
  • Parkplätze vorhanden

Homepage: geschichtswerkstatt.wannweil.de
Alternative Homepage: http://www.spinnerei-wannweil.de/

Geöffnet am Tag des offenen Denkmals

11 – 18 Uhr

Rahmenprogramm und weitere Informationen

 Führungen

11.00 – 12.00 Führung durch die Ateliers der Alten Spinnerei Wannweil, durch das ehe­malige Verwaltungsgebäude und durch das Pförtnerhaus (Ulrike Franz)
12.00 – 13.00 Mittagspause, Bewirtung durch Geschichtswerkstatt und türkische Mitbürger
13.00 – 14.00 Führung durch das Wasserkraftwerk, durch die Fabrik, durch das Batteurgebäude) (Herr Reutter, Frau Bronner, Fa. Holy)
14.00 – 15.00 Führung durch das Spinnereigelände zwischen Echaz und Kraftwerkskanal entlang dem Kanal zum Wehr (Walter Ott)
15.00 – 16.00 Führung durch das Wasserkraftwerk, durch die Fabrik, durch das Batteurgebäude) (Herr Reutter, Frau Bronner, Fa. Holy)
16.00 – 17.00 Führung durch die Ateliers der Alten Spinnerei Wannweil, durch das ehe­malige Verwaltungsgebäude und durch das Pförtnerhaus (Ulrike Franz)

Offene Ateliers/Bewirtung

11.00 – 18.00 Offene Ateliers in der Alten Spinnerei
11.00 – 18.00 Bewirtung durch Geschichtswerkstatt und durch unsere türkischen Mitbürger, die selber oder deren Vorfahren noch in der Spinnerei gear­beitet haben (Getränke, türkische Spezialitäten, Kaffee und Kuchen)

Programmausklang:

17.00 – 18.00 Programmausklang mit Musik (Hanna Herrlich und Band) und Bildimpressionen der Geschichtswerkstatt über die Alte Spinnerei

Neues von den alten Dingen – die Geschichtswerkstatt berichtet

Am vergangenen Donnerstag, den 25. 06. 2015 trafen sich einige Mitglieder der Geschichtswerkstatt zusammen mit Frau Bürgermeisterin Rösch im kleinen Saal des Rathauses. Auf der Tagesordnung standen die Pläne über eine Dokumentation zur Geschichte der Spinnerei, über Aktivitäten beim „Tag des offenen Denkmals“ am 13.09.15, sowie die Weiterführung des Projektes „Farrenstall“. Mit diesem Punkt wurde begonnen.

Nachdem der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung am 18.06.15 der Nutzung des alten Farrenstalls als einem Magazin für erhaltenswerte Dinge aus der Gemeindehistorie zugestimmt hat, geht es nun an die praktische Umsetzung der damit verbundenen Ideen. Geschichtswerkstatt und Frau Rösch waren sich einig, dass eine Grundreinigung, nach vorheriger Vergitterung der Einflugmöglichkeiten für Vögel, vorgenommen werden sollte, bevor die ersten Exponate – in dem Fall ausgemustertes Schulmobiliar aus der Uhlandschule – eingeräumt werden kann. Ferner muss über die Einrichtung eines WC’s, sowie einer ordentlichen Treppe zur Erschließung des Heubodens nachgedacht werden. Hier würde sich eine außen angebrachte Eisengittertreppe anbieten, die damit auch den Anforderungen der neuen Brandschutzverordnung genügen würde.

Nachdem Frau Ulrike Franz, eine der Künstlerinnen der „Ateliergemeinschaft Spinnerei“ eingetroffen war, besprach man den Zeitplan für die vorgesehene Dokumentation über die Spinnerei Wannweil. Von Seiten der Fa. Holy gibt es keine Vorbehalte dagegen und somit kann mit den Arbeiten am Filmprojekt begonnen werden. Ein wünschenswerter Premierentermin wäre der Winter 2015/16. Die Ausstellung im Rathaus kann sicher nicht vor dem Sommer nächsten Jahres realisiert werden. Das Erscheinen einer gedruckten Dokumentation dürfte sich nicht vor dem Jahr 2017 verwirklichen lassen. Ursprünglich war nur ein Katalog geplant, indem Fotos, Texte und Dokumente auch nach Abbau der Ausstellung der Nachwelt erhalten bleiben sollten. In der Diskussion stellte sich heraus, dass die Verwaltung ein „richtiges Buch“ bevorzugen würde, da es sich als Geschenk für die zunehmende Zahl von Seniorengeburtstagen eignen würde. Auch kam der Gedanke auf, eine Textsammlung zu erstellen, in dem mehrere Autoren die unterschiedlichsten Aspekte der Spinnereigeschichte beleuchten könnten.

Desweiteren wurde die Gestaltung des „Tages des offenen Denkmals“  besprochen. Da es diesmal um Industriegeschichte geht, würde sich eine Führung im Wasserwerk der Spinnerei und eine Wanderung entlang des Kanals anbieten. Zum Abschluss des Abends zeigte Herr  Gert Klinger ein Videointerview mit Herrn Helmut Kern, der Zeit seines Lebens unmittelbarer Nachbar des Farrenstalls war und viel und sehr lebendig aus seiner eigenen und der Vergangenheit dieser Gemeindeeinrichtung zu berichten wusste. Auch Herr Fritz Gogel, jahrzehntelang Vorsitzender des Reitvereins, konnte in diesem Film Manches zum Thema beitragen. Als die Sitzung gegen 21.30 h schloss, war allen Beteiligten klar, dass viel – aber sehr spannende – Arbeit auf sie wartet, sowohl was den Farrenstall, als auch den Film, die Dokumentation und die Ausstellung über die Spinnerei, betrifft.

Apropos „Ausstellung“! Waren SIE schon im Rathaus und haben SIE die Vitrinen mit den Exponaten über Krieg und Nachkriegszeit in Wannweil  angeschaut? Wenn nicht, so haben SIE noch einige Wochen Zeit, dies zu tun! Ein ganz besonderes Ausstellungsstück möchten wir IHNEN heute vorstellen: NS Propagandaminister Goebbels „beste Idee“ – den Volksempfänger VE 301, produziert ab dem Jahre 1933. Er stammt aus dem Familienbesitz von Herrn Schreinermeister Walter Ott und war von 1934 bis in die frühen 50iger Jahre in Benutzung. Im August 1933 war dieser Typ auf der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin vorgestellt worden. Die Bezeichnung „VE 301“ verwies auf den 30. Januar 1933, dem Tag der Machtergreifung der NSDAP. Sämtliche Rundfunkfirmen im Deutschen Reich waren verpflichtet, den auf Veranlassung des Propagandaministers entwickelten Radioapparat baugleich zu produzieren. Durch Standarisierung und kostengünstige Serienfertigung sollte der technisch einfache und schlicht gestaltet Volksempfänger für jeden Haushalt finanziell erschwinglich sein und somit erhöhte sich die Ausstattung der deutschen Haushalte mit Radiogeräten zwischen 1933 und 1941 von 25 auf 65 Prozent. Genaue Instruktionen des Ministeriums für Propaganda regelten bis ins kleinste Detail die Berichterstattung des Mediums. Um einer aus Überdruss von der NS-Propaganda resultierenden Abwendung der Hörer entgegenzuwirken, nahmen auf Anweisung von Goebbels zahlreiche Wunschkonzerte, Unterhaltungssendungen, Hörspiele, sowie im Zweiten Weltkrieg zusätzlich die Wehrmachtsberichte, einen festen Platz in den Programmen ein. Nach dem Zusammenbruch von Nazideutschland wurden viele Radios von den Siegermächten konfisziert oder fielen dem Modernisierungswahn der 50iger Jahre zum Opfer. Unser Ausstellungsstück ist deswegen eine absolute Rarität – aber auch alle anderen Objekte lohnen einer genaueren Betrachtung. Sollten SIE Auskünfte zu einzelnen Dinge wünschen – Herr Ott ist IHNEN gerne behilflich.

Ausstellung im Rathaus Wannweil letztmals am kommenden Sonntag zu sehen

„Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“
Die Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“ wird letztmals am kommenden Sonntag, 12. Oktober 2014, von 13:30 bis 17:30 Uhr im Rathaus Wannweil zu sehen sein.
In dieser Ausstellung der Geschichtswerkstatt Wannweil werden Feldpostkarten und Fotos vom Kriegsalltag gezeigt sowie Gegenstände, welche alle einen Bezug zur Region, besonders aber zu den ehemaligen Soldaten unserer Gemeinde herstellen. In den begleitenden Texten kommen die Kriegsteilnehmer selbst zu Wort.
Die Verbindung zur Heimat wurde mit der (kostenlosen) Feldpost aufrechterhalten. Der Hunger und Verwundete bestimmten zunehmend das Bild. Es gab aber auch Freizeit an der Front. Das bezeugen Fotos vom Baden, vom Musikmachen und von Weihnachtsfeiern. Von den ausgestellten Objekten sind vor allem die originalen Fotos interessant, die Einzelstücke sind und die nicht als offizielle Ansichtskarten vervielfältigt wurden. Die Postkarten unterlagen ja auch der strengen Zensur.
Die Besucher der Ausstellung, insbesondere die Teilnehmer an der Ausstellungseröffnung, zeigten sich begeistert von dieser hochprofessionellen Präsentation, die gar nicht überfrachtet, sondern locker und leicht ist. „Die Bilder und Postkarten werden übersichtlich präsentiert. Die Liebe zu den Details ist einmalig“, meinte u.a. die ehemalige Gerlinger Museumsleiterin Heidi Rothe.
Für ergänzende Erläuterungen stellen sich die Mitglieder der Geschichtswerkstatt gerne zur Verfügung. Sie nehmen auch Anregungen und weitere Gegenstände entgegen, die Sie vielleicht zu Hause noch finden.  (Kontaktadresse: Volker Steinmaier, Telefon-Nummer 07121/958521 oder www.geschichtswerkstatt.wannweil.de)
Nutzen Sie die Gelegenheit, noch einmal einen Teil der vielfältigen Informationen auf sich wirken zu lassen, die Walter Ott im Rahmen der Geschichtswerkstatt in Jahrzehnten zusammengetragen hat.
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Vier Soldaten in ihrer Stube beim Kartenspielen, Foto als Feldpostkarte, Adressiert an Wilhelm Künstle, Ers. Abt. Untertürkheim, 1. Ersatzkompanie

Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben“

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Original-Text
Feldpostkarte an Johannes Hipp, Bahnhofstraße in Wannweil.

Liebe Eltern, falls ihr von Steinmayer und den beiden Hafner, welche in Stuttgart sind, eine Adresse wisst, könnt ihr mir gelegentlich solche mitteilen, damit wenn ich in Stuttgart bin, dieselben besuchen kann. Mit bestem Gruß: Wilhelm
Absender: Gefreiter Wilhelm Hipp, 6. Kompanie, Württ. Landsturm Infanterie-Regiment Nr. 13   (* 9.12.1892) Sohn des Johannes Hipp in der Bahnhofstraße.

Grüße aus dem Schützengraben

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Vier Soldaten in ihrer Stube beim Kartenspielen, Foto als Feldpostkarte, Adressiert an Wilhelm Künstle, Ers. Abt. Untertürkheim, 1. Ersatzkompanie.  Originaltext
Ulm den 29.4.1918.  Lieber Wilhelm! Wenn Du kein Lebenszeichen gibst, muß ich es tun. Ferdinand und Glück sind gestern ins Feld gekommen zum Regiment. Wie geht es Dir? Schreib auch wieder. Klaus ist im Urlaub bis Donnerstag. Wenn Du nur noch hier wärst, es ist nichts mehr, mit den Narren kann man ja nichts haben. Gruß Dein Max

Ausstellung im Rathaus Wannweil „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“

An die Besichtigungsmöglichkeit der Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“ im Rathaus Wannweil soll noch einmal erinnert werden. In unserer Generation wird dieses wichtige Thema mit Sicherheit nicht mehr ausgestellt werden. In dieser Ausstellung der Geschichtswerkstatt Wannweil werden Feld­post­karten und Fotos vom Kriegsalltag gezeigt sowie Gegen­stände, welche alle einen Bezug zur Region, besonders aber zu den ehe­maligen Soldaten unserer Gemeinde herstellen. In den begleitenden Texten kommen die Kriegsteilnehmer selbst zu Wort.

Die Verbindung zur Heimat wurde mit der (kostenlosen) Feldpost aufrechterhalten. Der Hunger und Verwundete bestimmten zunehmend das Bild. Es gab aber auch Freizeit an der Front. Das bezeugen Fotos vom Baden, vom Musik machen und von Weihnachtsfeiern. Von den ausgestellten Objekten sind vor allem die originalen Fotos interessant, die Einzelstücke sind und die nicht als offizielle Ansichtskarten vervielfältigt wurden. Die Postkarten unterlagen ja auch der strengen Zensur.

Die Besucher der Ausstellung, insbesondere die Teilnehmer an der Ausstellungseröffnung, zeigten sich begeistert von dieser, hochprofessionellen Präsentation, die gar nicht über­frachtet, sondern locker und leicht ist. „Die Bilder und Postkarten werden übersichtlich präsentiert. Die Liebe zu den Details ist einmalig“, meinte u.a. die ehemalige Gerlinger Museumsleiterin Heidi Rothe.

Für ergänzende Erläuterungen stellen sich die Mitglieder der Geschichtswerkstatt gerne zur Verfügung. Sie nehmen auch Anregungen und weitere Gegen­stände entgegen, die Sie vielleicht zu Hause noch finden. (Kontaktadresse: Volker Stein­maier, Telefon-Nummer 07121/958521 oder www.geschichtswerkstatt.wannweil.de).

Nutzen Sie die Gelegenheit, sich noch einmal einen Teil der vielfältigen, Informationen auf sich wirken zu lassen, die Walter Ott im Rahmen der Geschichtswerkstatt in Jahrzehnten zusammengetragenen hat.

Öffnungszeiten

Rathaus Wannweil, Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 8:30 – 11:30 Uhr. Dienstag zusätzlich von 16:30 bis 18:30 Uhr. Für Gruppen auch nach Vereinbarung. Letzter Öffnungstag ist am Sonntag, 12. Oktober 2014. von 13:30 bis 17:30 Uhr.

 

Feldpost 1914

 

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Feldpostkarte Foto: Verwundete gefangene Franzosen in Münsingen.

Postkarte von Ludwig Gutbrod Reutlingen, Ottilienstr. 12 an Landwehrmann Martin Knoblich Schweinfurt, Reserve-Lazarett.
Reutlingen, 22. September 1914, Lieber Schwager! Da Du schon so lange fort bist und die Versprechen mir einmal zu schreiben bis jetzt nocht eingelöst hast, sind wir begreiflicher Weise in Sorge wie es Dir geht, insbesondere, wenn wieder eine Hiobsbotschaft kommt.  Ich bitte Dich deshalb um Mitteilung, insbesondere über den Verlauf Deiner Heilung und wünsche Dir von Herzen gute Besserung. Herzlich grüßt Dich Dein Schwager Ludwig mit Familie.

 

Eröffnung der Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“

Am Donnerstag, den 31. Juli 2014 wurde im Rathaus Wannweil die Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“ eröffnet. Das Datum war auf den Tag genau vor 100 Jahren der Vorabend vom Beginn des Ersten Welt­krieges. Walter Ott stellt in dieser Ausstellung im Rah­men der Geschichtswerktstatt Wannweil Feld­post­karten aus und Fotos vom Kriegsalltag sowie Gegen­stände, welche alle einen Bezug zur Region, besonders aber zu den ehe­maligen Soldaten unserer Gemeinde herstellen.

Bürgermeisterin Anette Rösch konnte über 100 interessierte Bürger im Ratssaal begrüßen. Rund 150 Exponate seien in der Ausstellung vereint. Walter Ott, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, habe aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis die meisten Schau-Stücke beigesteuert, vor allem Feldpostbriefe mit teils im Stil einer Propaganda vorgefertigten, teils mit sehr persönlichen Fotos ausgestatteten Karten. Die Texte habe Ott neu auf der Maschine geschrieben und neben die Feldpostkarten gestellt, stellte die Bürger­meisterin anerkennend fest.

Auch Walter Ott zeigte sich, als er die Ausstellung erläuterte, erfreut über die zahlreichen Gäste.

Nach einem Musikstück für Flöte (Claudia Kalmbach-Ott) und Klavier, (Sabine Finckh) folgte ein spannender Vortrag von Dr. Ulrich Hägele, Medienwissenschaftler der Universität Tübingen. Er kommentierte Kriegsfotos von Wannweiler Bürgern in seiner Einführung. Film­sequenzen und Tondokumente aus überregionalen Archi­ven dienten der Einstimmung auf das Thema.

Zunächst sprach der Referent das Thema „Erinnern statt vergessen“ an. An die Toten erinnern in Wannweil noch zwei Gedenktafeln. Diese waren ab 1919 an gut sichtbaren Plätzen in der Johanneskirche und im Rat­haus aufgehängt. Ab den 1970-er Jahren konnten dafür doch noch würdige Plätze in der romanischen Turm­kapelle und in der Friedhofshalle gefunden werden. Die Tafeln wurden für die Ausstellung extra geholt. Sie gehören zu den wichtigsten Groß-Exponaten.

Beeindruckend vom Krieg im Westen war der Ausschnitt aus dem Spielfilm aus 1957 von Stanley Kubrick, „Wege zum Ruhm“ mit Kirk Douglas, welche die aus dem Schützengraben heraus geführten Angriffe anschaulich darstellten. Der Krieg im Osten endete mit dem Frieden von Brest-Litowsk im Februar 1918. In Wannweil ist ein Foto erhalten geblieben, wo sich Weihnachten 1917 deutsche und russische Soldaten verbrüdern.

Die Verbindung zur Heimat wurde mit der (kostenlosen) Feldpost aufrechterhalten. Der Hunger und Verwundete bestimmten zunehmend das Bild. Es gab aber auch Freizeit an der Front. Das bezeugen Fotos vom Baden, vom Musik machen und von Weihnachtsfeiern. Von den ausgestellten Objekten sind vor allem die originalen Fotos interessant, die Einzelstücke sind und die nicht als offizielle Ansichtskarten vervielfältigt wurden. Die Postkarten unterlagen ja auch der strengen Zensur.

Besondere örtliche Geschichtsquellen stellen die Fotoalben von Wilhelm Hipp (1892-1945), Ernst Hoch (1895-1986), Jakob Walz (1897-1980) und der Familie Lumpp dar. Die Fotografie von der Ostfront „Andenken an Weihnachten 1916“ zeigt Wilhelm Hipp mit einer Ziehharmonika. Auf dem Maschinengewehr steht ein kleines Christbäumchen, dahinter ein großer Christbaum. „Sonst geht´s mir gut“ schreibt Hipp an seinen Vater Johannes Hipp, damals wohnhaft in der Bahnhofstraße in Wannweil. Wilhelm Hipp, der Vater von Manfred und Tilla Hipp, wurde am 22. Februar 1945 Zivilopfer eines Luftangriffs auf Reutlingen. Hägele zeigte auch eine Feldpostkarte vom 6. Mai 1918. Dargestellt ist Gustav Gutbrod am Grabe seines Schwagers Martin Knoblich, der am 20.05.1917 gefallen ist.

Aus dem im April 2014 von Margarete Mayer übergebenen Fotoalbum zeigte Ulrich Hägele eine Feld-Postkarte „Soldaten beim Postverteilen“. Die Feldpost­karten wurden meist im Schützengraben geschrieben. Fotokonservatorisch ist bedeutsam, dass diese hand­gefertigten Baryt-Fotos 100 Jahre in hervorragendem Zustande überdauert haben.

Durch die ab 2000 Allgemeingut gewordene Digitalisier­ung können die Fotos auch bei Präsentationen wie dieser in guter Qualität mit einem Beamer gezeigt werden. Ein Teil des Bildmaterials der Ausstellung wird in Zukunft in säurefreien Archivboxen im Gemeinde­archiv und nicht mehr in Privathaushalten aufgehoben. Dort vermindert jeder Generationen Wechsel das histori­sche Material. Mit zunehmender Zeitferne geht der Bezug verloren. Im Gemeindearchiv können die künftigen Interessenten leichter unsere Exponate wieder­finden.

Volker Steinmaier, der stellvertretende Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, betonte, dass die ehemalige Gerlinger Museumsleiterin Heidi Rothe schon gestern zu Besuch im Rathaus gewesen sei. Frau Rothe sei begeistert gewesen von dieser, nach ihren Worten „hochprofessionellen Ausstellung, die gar nicht über­frachtet sei, sondern locker und leicht. Die Bilder und Postkarten würden übersichtlich präsentiert. Die Liebe zu den Details sei einmalig.“ Ein schöneres Lob könne man sich eigentlich nicht vorstellen, meinte Steinmaier. Das Lob gebühre aus­schließlich Walter Ott.

Gegen Ende der Veranstaltung wurden die Aus­stellungs­macher Walter Ott, Volker Steinmaier und Botho Walldorf stellvertretend für das ganze Team der Geschichtswerkstatt Wannweil von Bürgermeisterin Anette Rösch mit einem Präsent geehrt.

Weitere Informationen zum Ersten Weltkrieg auf ört­licher Ebene erschließen sich durch einen persönlichen Besuch der Ausstellung. Die Ausstellung im Rathaus ist zu den üblichen Öffnungszeiten zugäng­lich. Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 8.30 bis 11.30 Uhr. Dienstag zusätzlich von 16.30 bis 18.30 Uhr. Für Gruppen auch nach Vereinbarung. Letzter Öffnungstag ist am Sonntag, 12. Oktober 2014. von 13.30 bis 17.30 Uhr.

Sie finden die Geschichtswerkstatt Wannweil im Internet unter www.geschichts­werkstatt.wannweil.de.