Archiv der Kategorie: Unsere Geschichte

Zum Abbruch der Werkssiedlung in der Fallenbachstraße Teil 1

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Am Mittwoch, den 19. März 2014 machte Herr Knop eine Serie von etwa 100 Fotos  vom Abbruch. Davon werden ein paar Bilder im Blog der Geschichtswerkstatt vorgestellt und kommentiert.

Die Werkssiedlungder Spinnerei bot viel Platz um die Häuser. „Verdichtetes Bauen“ war in den 1950er Jahren noch unbekannt. Typisch waren die hölzernen Nebengebäude an den Siedlungshäusern. Darin wurden die festen Brennstoffe Holz und Kohle aufbewahrt, denn Ölheizungen waren noch nicht verbreitet. Manche Hausbewohner hielten sich auch Kaninchen und Hühner. Das große freie Gelände wurde als Garten genutzt. Auf dessen Erträge waren die Arbeiter in den 1950er Jahren angewiesen.

Für die zahlreichen Kinder bot die freie Umgebung ein gefahrloses Spielen, abseits vom Autoverkehr. Das war ein Idyll, welches man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Nun ist es vorbei mit dem Ausblick auf die Echazaue mit den dort weidenden Pferden.

Natürlich wird heute Mülltrennung bei den Hausabbrüchen durchgeführt. Die Zeiten sind vorbei, wo alles auf unkontrolliert auf die Auffüllung im Burghau gebracht werden konnte!

Die Umwidmung des Spinnerei-Geländes wird in den Jahren 2014 und 2015 noch  zahlreiche neue Berichte und Digitalfotos entstehen lassen.

 

Botho Walldorf

Erinnerungen an die Werkssiedlung der Spinnerei in der Fallenbachstraße

Im März 2014 begannen die Abbrucharbeiten der Werksiedlung in der Fallenbachstraße.

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Die Werkssiedlung der Spinnerei hatte eine wichtige Sozialfunktion der in der Ortsgeschichte von Wannweil. Der Ablauf ist in den Bauakten hervorragend dokumentiert. Die letzten Bewohner der ab 1942 erstellten Werks-Baracken waren froh, in die Neubauten der 1950er Jahre umziehen zu können. Herrschte doch in dieser Zeit auch in Wannweil noch die Wohnungs-Zwangswirtschaft.

Das Vorhandensein dieser Werkswohnungen machte der Spinnerei auch die Gewinnung von Arbeitskräften leichter. In den 1970er Jahren waren die Ausländer froh, neben Arbeitsplätzen in Wechselschicht, auch eine günstige Wohnung angeboten zu bekommen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wuchsen natürlich die Wohnansprüche. In manche Wohnung wurde neben der bereits mit Wasserspülung versehenen Toilette auch ein jetzt dringend gewünschtes Bad eingebaut. Betriebsleiter Eugen Schweitzer hatte auch die Wohnungen zu verwalten. Dabei musste er manchen Streit schlichten, wie er beim Zeitzeugengespräch im April 2013 in der Gemeindebücherei berichtete. Für die zahlreichen Kinder bot die freie Umgebung ein gefahrloses Spielen, abseits vom Autoverkehr. Das war ein Idyll, welches man sich heute kaum mehr vorstellen kann.

Bei der letzten Volkszählung im Mai 2011 hatte der Verfasser dieses Beitrags, Botho Walldorf, Gelegenheit, mit den Bewohnern von Amts wegen persönlich zu sprechen. Türkische Familien waren froh ob dieser Mietwohnungen. Ein Verkaufsleiter deutscher Nationalität freute sich an dem großen Wohnzimmer mit Ausblick auf die Echazaue mit den dort weidenden Pferden.

Nachdem im Frühjahr 2014 die letzten Mieter eine neue Bleibe gefunden hatten, konnte mit den Abbrucharbeiten begonnen werden. Für manche Mieter war der Auszug schmerzlich, hatten sie doch mehrere Jahrzehnte ihres Lebens in diesen Werkswohnungen voll Zufriedenheit verbracht, wie dem damaligen Volkszähler, B. Walldorf, mehrfach mitgeteilt wurde. Manche Mieter wechselten aufgrund ihres hohen Lebensalters gleich in eine seniorengerechte Wohnung.

Die Umwidmung des Spinnerei-Geländes wird in den folgenden Jahren zahlreiche neue Berichte und Digitalfotos entstehen lassen.

Im Gemeindearchiv Wannweil haben sich eine ganze Anzahl Baupläne ab 1870 erhalten. Die schwierige Zeit der Beschäftigung von Zwangsarbeitern ab 1943 durch die Daimler-Benz AG  ist in Karteikarten und Schriftstücken dokumentiert. Die ab 1948 zugewiesenen Heimatvertriebenen mussten ihren Fluchtweg auf ähnlichen Karteikarten niederschreiben lassen. Die Spinnerei, die um 1953  ihre größte Mitarbeiterzahl aufwies, bot zahlreichen Flüchtlingen Arbeit, um eine neue Existenz aufzubauen. Nachdem die Deutschen in den folgenden Jahrzehnten in die besser zahlende Metallindustrie abgewandert waren, nahmen Ausländer die Arbeitsplätze in der Spinnerei ein. Die Ausländer bewohnten aber auch jahrzehntelang alte Häuser im Wannweiler Ortskern, beispielsweise in der Degerschlachter Straße. Dort waren die Mieten auch günstig.

Bei den Abbrucharbeiten kommt auch manches zu Tage, was man schon verdrängt hat: Elektrische Leitungen auf Putz gelegt, Waschkessel zur Befeuerung mit Holz und Kohle, aber auch alte Steckdosen und Klingelknöpfe, die jahrzehntelang ihre Funktion erfüllt haben.

Die Fortschreibung der Geschichte des Spinnerei-Geländes von der landwirtschaftlichen Nutzung vor 150 Jahren bis zur Verwendung als Künstler-Atelier ab 1988 bis 2014 ist eine spannende Aufgabe für die Geschichtswerkstatt Wannweil.

Botho Walldorf

Kochkurs „Arabisch /Türkische Küche

Kochkurs EA 44 Arabisch /Türkische Küche

Termin:             Mittwoch, 09.04.2014, 18:00 – 21:00 Uhr
Ort:                  Küche der Uhlandschule Wannweil
Kursleiter:         Sezai Er
Kosten:             8,00 € Mitglieder / 10,00 € Nichtmitglieder des Fördervereins der Uhlandschule Wannweil

Sie interessieren sich für die arabisch/türkische Küche? Dann sind Sie hier in unserem Kochkurs genau richtig. Von unserem türkischen Starkoch Sezai Er, der mit seiner Kochkunst bei Fastenbrechen im Gemeindehaus im Juli des letzten Jahres alle begeisterte, erhalten Sie einen Einblick in die Tischkultur und die beliebtesten Rezepte.

Die Lebensmittel pro Person für diesen Abend werden bei dem Kursleiter direkt bezahlt.

Anmeldung bis spätestens Montag, 31. März 2014 über das Internet:
www.elternakademie.wannweil.de oder http://elternakademie.wannweil.de
(auch mit Smartphone oder IPhone möglich!) oder Tel. 07121 958521

Durchziehende Störche gesichtet

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Ruheplatz auf dem Funkmast am Wannweiler Bahnhof

Der Vorsitzende des Wannweiler NABU, Otto Künstle machte diese Aufnahme am Dienstag, 11. März 2014. Ein durchziehender Weißstorch ruhte sich, vermutlich die ganze Nacht, auf diesem ungemütlichen Platz aus. Das letzte Storchennest im Ort war vermutlich auf dem Kirchendach bis 1890.  Seither kommen die Störche nur noch zu Besuch auf Ihren langen Reisen von und zum Winterquartier.

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neugierig auf weitere Informationen? Dann hier klicken!

Abschiedsstimmung, Spinnerei 2014

Aktuelles Foto von den ehemaligen Werkswohnungen der Spinnerei & Weberei Wannweil.  Die vier Mehrfamilienhäuser werden demnächst abgebrochen, der Bagger steht schon bereit. Das Haus links hat die Adresse Fallenbachstraße  10.

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Ansicht des Geländes um 1936

Die Fallenbachstraße gab es damals noch nicht. In diesen Werkswohnungen wohnten Büroangestellte. (Im aktuellen Foto das mittlere Gebäude.)2009036025

Archivtag am 9. März 2014

Wannweil präsentierte seine Schätze aus dem Gemeindearchiv
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Wannweil hatte am letzten Sonntag zum bundesweiten Tag der Archive historische Gemeindeakten gezeigt. Knapp zwei Dutzend Neugierige blickten tief hinein, darunter Bürgermeister-Stellvertreter Erich Herrmann und die SPD-Ortsgruppenvorsitzende Theresia Mann.
„Das Archiv ist das Gedächtnis der Gemeinde“, sagte Wannweils Hauptamtsleiter Volker Steinmaier – jetzt wurden die Schätze erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt.
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Im Jahre 1969 ließ Bürgermeister Scherret ein Findbuch anlegen. Es bildet noch heute die Grundlage, um im Rollregal des neuen Rathauses (seit 1996) die teilweise über 250 Jahre alten Akten wiederzufinden. Botho Walldorf betreut seit 2010 ehrenamtlich das Gemeindearchiv. Schon während seiner Berufszeit hatte sich der Rentner Fachkenntnisse angeeignet, wie man mit alten Fotografien fachgerecht umgeht, damit sie erhalten bleiben.
„Das Fleckenbuch von 1658 ist etwas ganz Seltenes. Das gibt es nicht an jedem Ort“, freute sich die Reutlinger Kreisarchivarin Dr. Irmtraud Betz-Wischnath, welche die Dokumente vorstellte. „Man sieht, dass sich die große politische Geschichte auf jeden Ort auswirkt“, sagte die Kreisarchivarin. Sie will sich jetzt zum Ende ihrer über 30 Jahre währenden Dienstzeit als erste Reutlinger Kreisarchivarin noch besonders den Wannweiler Archivalien widmen. Die Bürgermeisterin und der neue Gemeinderat müssen allerdings insbesondere zum Restaurieren der alten Bände Mittel zur Verfügung stellen. Ehrenamtlich ist das nicht zu bewältigen.
„Im Namen des Herrn“ beginnt manches Lagerbuch mit einem lateinischen Anruf, der in Dokumenten des 19. Jahrhunderts dann nicht mehr auftaucht. Auch die Begriffe haben sich geändert: Ein „Güterbuch“ von 1835 ist die Vorstufe zu unserem Grundbuch, welches seit Neuestem elektronisch geführt wird. „Pfand“ heißt heute Hypothek. Ein „Unterpfandbuch“ stellt Grundschulden zusammen. Ein Befehlsbuch sammelte ab 1803 die Vorschriften der württembergischen Regierung. Sie wurden abgeschrieben und teils auch vom Büttel ausgeschellt. Die Wannweiler Ortschelle gilt derzeit als verschollen. Hinweise aus der Bevölkerung, wo sie sein könnte, werden auf dem Rathaus gerne entgegengenommen.
Pflegschaftsakten stellen Buchführungen von Vormündern für die von ihnen betreuten Waisen zusammen. Manche wanderten nach Amerika aus – teils übernahm die Gemeinde die Fahrtkosten und wurde so Sozialfälle los.
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Schreinermeister und Ortshistoriker Walter Ott wies noch auf die geplante Ausstellung von Feldpostkarten Wannweiler Bürger hin. Diese werden am Vorabend des 1. Weltkrieges 100 Jahre später, am Donnerstag, den 31. Juli 2014, als nächste Veranstaltung der „Geschichtswerkstatt Wannweil“ im Rathaus gezeigt. Mehrere Teilnehmer bedankten sich ausdrücklich für die informative Veranstaltung.
Das Gemeindearchiv steht jedem Interessierten offen. Ein Nutzungs-Termin kann im Hauptamt, Tel. 9585-21, ausgemacht werden. Für Familienforschung und Schülerreferate werden nach Möglichkeit Informationen auf Papier oder auf elektronischen Medien bereitgestellt.
Gerne werden auch fotografische und schriftliche Nachlässe entgegengenommen. Diese werden für die Zukunft archiviert und staubfrei verpackt. Von dieser Möglichkeit haben schon mehrere „prominente“ Wannweiler Bürger Gebrauch gemacht. Solche Dinge sind im Gemeindearchiv besser aufgehoben als in den Familien, die zunehmend mobiler sein müssen.
Botho Walldorf