Archiv der Kategorie: Unsere Geschichte

Das Wannweiler Ortswappen

Wappen

Das aktuell verwendete Wappen der Gemeinde Wannweil,

wappen1

Entwurf 1925

Durch Gemeinderatsbeschluss vom Januar 1925 wurde die Schaffung eines Ortswappens beschlossen. Da ein eigentliches Ortswappen aus früherer Zeit in Wannweil nicht vorhanden war, wurde nach längeren Verhandlungen das heutige Ortswappen vom Landesamt für Denkmalpflege gutgeheißen. Dem Wappen liegt eine Sage zugrunde, wonach in der Burg im Gewann Burghau in früherern Jahren eine verzauberte Prinzessin in der Gestalt einer Schlange gelebt haben soll. Diese kam des öfteren in den Ort um bei einem Bauern Milch zu trinken.

Gedanken zur Wannweiler Schlangensage

Die Wannweiler Schlangensage, wie sie durch mündliche Überlieferung von Generation zu Generation weitergegeben wurde, beruht wahrscheinlich auf der Tatsache, dass früher – vor dem Beginn der Industrialisierung – auch verschiedene Schlangen- und Schleichenarten bei uns heimisch waren. So war es nur natürlich, dass zu den Bauernhäusern am Ortsrand gelegentlich Schlangenbesuch kam. Dass dies nicht nur in Wannweil vorkam, beweist die Vielzahl von Schlangensagen und Märchen. Es gibt eine Unzahl ähnlicher Schlangenmärchen, Schlangen, die Goldschätze hüten, die sich mit Menschen befreunden, verwunschene und sprechende Schlangen. Ich meine, dass der Umgang mit Schlangen früher besonders den christlichen Menschen sehr bewegte. So spielt die Schlange in der Bibel eine bedeutende Rolle: denken wir an die Schlange im Paradies, an den Stab Moses, welcher zur Schlange wurde, die eherne Schlange, usw. Vielleicht war die Schlange auch ein Tier, dessen Nutzen der Mensch noch nicht erkennen konnte, sie schien ihm unnütz und doch geheimnisvoll, wenn nicht sogar heilig. Trotzdem will ich die Wannweiler Schlangensage  nicht überbewerten, sie reiht sich ein, in die württembergische Märchen- und Sagenwelt, wird auch in dieser oder ähnlicher Form noch in Rottenburg [WO1] Hirschau, Schwandorf bei Nagold oder Wurmlingen erzählt.[WO2] . Die Wannweiler Schlangensage ging im Jahre 1925 in das Wannweiler Ortswappen ein. Damals wurde vom Gemeinderat beschlossen, ein Ortswappen zu schaffen, da aus früheren Zeiten kein Wappen vorhanden war. Das Landesamt für Denkmalpflege genehmigte nach langen Verhandlungen das uns heute bekannte Wappen mit der Schlangensage. Dass unserer Sage ein wahrer Kern zugrunde liegt, beweist die Tatsache der früheren Existenz einer Burg im Gewann „Burghau“, sowie die sonnige Lage des Burghügels.


Seite: 1
 [WO1] [WO1]“Der Schatz im Berg“ Sagen aus den Kreisen Reutlingen und Tübingen von Manfred Wetzel und Joachim Burzik, Verlag Oertel und Spörer, Reutlingen 1985 Seite 120

Seite: 1
 [WO2]Siehe „Die Sagen Baden-Württembergs“ von Hans Brüstle. In diesem Buch ist die Wannweiler Schlangensage nicht erwähnt, fast gleichlautend jedoch die Sage von Schwandorf bei Nagold.

 

Wannweiler Schlangensage

hipphofblogDer Hipp-Hof, ein ehemaliger Lehenshof des Reutlinger Spitals. Schauplatz der Schlangensage.
Gemalt von Wilhelm Hipp (1903-1993) um 1926. Wilhelm Hipp ist in diesem Hof aufgewachsen.

Die Schlangensage von Wannweil

„In Wannweil, dort, wo der Ebbach in die Echaz mündet, lag einst mitten im Fluß ein Felsen. An heißen Sommertagen sonnte sich eine Schlange auf dem Stein, die trug ein goldenes Krönlein. Das Tier stand bei den Leuten in hohem Ansehen. Niemand störte es an seinem Ruheplatz, und wenn man ihm auf dem Weg dorthin begegnete, wich man aus. Kam die Schlange an einer Ackerfurche daher, so stellte der Bauer seinen Pflug zur Seite, damit sie ihren Weg ungehindert fortsetzen konnte. Das seltsame Tier hauste in einer Höhle mitten im Burghau, einem Hügel, auf dem einst ein Schloß gestanden haben soll. Durch einen bösen Zauber sei die Schloßherrin in eine Schlange verwandelt und in den Berg verbannt worden, erzählte man. Ein schwarzer Pudel mit feurigen Augen bewache die unermeßlichen Schätze der einstigen Burg. Die Schlange suchte oft die Gesellschaft der Menschen, und häufig war sie zu Gast in einem Haus am Fluß. Sie spielte dann mit den Kindern und trank sogar aus der Milchschüssel, die man jenen hinstellte. Erst als ein Kind einmal böse gegen sie wurde, ihr mit dem Löffel auf den Kopf schlug und rief: Du, sauf net bloß Milch, friß ao d´Brocka! Da sei sie ausgeblieben. Weil die Schlange seit Menschengedenken in Wannweil bekannt war, hieß man sie „ d´Uhleahne“, d.h. die Huhleahne oder Höhlenahne, und wenn Kinder zur Betglockenzeit nicht heimgehen wollten, schreckte man sie mit der Drohung: D´Uhleahne kommt ond nemmt de mit en ihr Höhle! Nach dem verborgenen Schatz ist oft schon gegraben worden. Als einmal um Mitternacht ein paar Burschen in die Höhle stiegen und das Gestein wegzuräumen versuchten, flogen ihnen bei jedem Hieb die Hacken über den Kopf. Da merkten sie, daß es an dem Ort nicht mit rechten Dingen zuging, und gaben auf. Das verwunschene Burgfräulein soll aber alle hundert Jahre seine ursprüngliche Gestalt annehmen dürfen. Dann erscheint es den Menschen in einem schneeweißen Kleid mit einem goldenen Gürtel, an dem ein großer Schlüsselbund hängt. Wer es in dieser Zeit erlöst, bekommt auch den Schütz in der Höhle. Aber das ist noch keinem geglückt.“

Georg Mayer schreibt in seinem Heimatbuch „Die Geschichte von Wannweil und seinen Nachbarorten“ auf Seite 56/57 über die Schlangensage folgendes:

„Um die Burg rankt sich die Sage von der Burgahne, auch Ullane geheißen. Ich möchte darüber nicht viel sagen, weil es Geister nicht gibt. Aber unsere Vorfahren haben daran geglaubt. Ob sie als Ahne eine ältere Frau oder als Ullane ein schönes Mädchen war, weiß die Sage nicht mehr, sie weiß aber genau, daß sie als Schlange geistern mußte. Aus dieser Tatsache hat das Wannweiler Wappen sein Motiv genommen. Als Schlange ist sie auf dem Stein im Ebbächle gesehen worden, sie saß auf einem Stein im Aurain und kam von dort durch die Au der Echatz zu und schwamm über den Bach. Von dort aus ging sie der Burg zu. Sie kam auch in den Bauernhof von Hans Hipp am Degerschlachter Weg und fraß dort einem Kind aus einem Milchhafen die Milch weg, so daß der Bub verärgert ihr mit dem Löffel aus den Kopf schlug und sagte: Freß au Bröckel und net lauter Milch. Worauf die Schlange ging. Von Hipp´s weiß das aber niemand . Die anderen Leute von Wannweil wissen´s! All das ist Sage. Auch daß sie ein weißes Kleid hatte, gehört dazu. Und noch manche Einzelheit, wie überall bei Geistern. Welcher historische Hintergrund für das Aufkommen einer solchen Sage vorlag, ist nicht mehr zu klären.“

„Grüße aus dem Schützengraben“ 3. April 1916

2014050352

Feldpostkarte, Motiv: Soldat Jakob Steinmayer, Feldwebel,
geb. 23 Feb 1874 in Wannweil

Von Jakob Steinmayer, Feldwebel an Anna Steinmayer, Amtsdieners Witwe, Wannweil.
Frankreich, den 3.4.1916. Meine Lieben Die herzlichsten Grüße von Frankreichs Bodensendet Euer Schwager und Onkel Jakob Steinmayer Feldwebel. Württ. Bewachungskompanie des Kriegsgefangenen Arb. Bat. No. 80 Armee Abt. von Strantz.
Gemeint ist Anna Steinmayer geb. Walz, geb. 15 Jan 1858 in Betzingen, gest 1941 in Wannweil,  Frau von Polizeidiener Christian Steinmayer, geb. 20 Nov 1853 in Wannweil, gest. 1911,
deren Kinder: Maria, Pauline Anna und Emma.

 

Eröffnung der Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“

Am Donnerstag, den 31. Juli 2014 wurde im Rathaus Wannweil die Ausstellung „Grüße aus dem Schützengraben, Wannweiler im Weltkrieg 1914/1918“ eröffnet. Das Datum war auf den Tag genau vor 100 Jahren der Vorabend vom Beginn des Ersten Welt­krieges. Walter Ott stellt in dieser Ausstellung im Rah­men der Geschichtswerktstatt Wannweil Feld­post­karten aus und Fotos vom Kriegsalltag sowie Gegen­stände, welche alle einen Bezug zur Region, besonders aber zu den ehe­maligen Soldaten unserer Gemeinde herstellen.

Bürgermeisterin Anette Rösch konnte über 100 interessierte Bürger im Ratssaal begrüßen. Rund 150 Exponate seien in der Ausstellung vereint. Walter Ott, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, habe aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis die meisten Schau-Stücke beigesteuert, vor allem Feldpostbriefe mit teils im Stil einer Propaganda vorgefertigten, teils mit sehr persönlichen Fotos ausgestatteten Karten. Die Texte habe Ott neu auf der Maschine geschrieben und neben die Feldpostkarten gestellt, stellte die Bürger­meisterin anerkennend fest.

Auch Walter Ott zeigte sich, als er die Ausstellung erläuterte, erfreut über die zahlreichen Gäste.

Nach einem Musikstück für Flöte (Claudia Kalmbach-Ott) und Klavier, (Sabine Finckh) folgte ein spannender Vortrag von Dr. Ulrich Hägele, Medienwissenschaftler der Universität Tübingen. Er kommentierte Kriegsfotos von Wannweiler Bürgern in seiner Einführung. Film­sequenzen und Tondokumente aus überregionalen Archi­ven dienten der Einstimmung auf das Thema.

Zunächst sprach der Referent das Thema „Erinnern statt vergessen“ an. An die Toten erinnern in Wannweil noch zwei Gedenktafeln. Diese waren ab 1919 an gut sichtbaren Plätzen in der Johanneskirche und im Rat­haus aufgehängt. Ab den 1970-er Jahren konnten dafür doch noch würdige Plätze in der romanischen Turm­kapelle und in der Friedhofshalle gefunden werden. Die Tafeln wurden für die Ausstellung extra geholt. Sie gehören zu den wichtigsten Groß-Exponaten.

Beeindruckend vom Krieg im Westen war der Ausschnitt aus dem Spielfilm aus 1957 von Stanley Kubrick, „Wege zum Ruhm“ mit Kirk Douglas, welche die aus dem Schützengraben heraus geführten Angriffe anschaulich darstellten. Der Krieg im Osten endete mit dem Frieden von Brest-Litowsk im Februar 1918. In Wannweil ist ein Foto erhalten geblieben, wo sich Weihnachten 1917 deutsche und russische Soldaten verbrüdern.

Die Verbindung zur Heimat wurde mit der (kostenlosen) Feldpost aufrechterhalten. Der Hunger und Verwundete bestimmten zunehmend das Bild. Es gab aber auch Freizeit an der Front. Das bezeugen Fotos vom Baden, vom Musik machen und von Weihnachtsfeiern. Von den ausgestellten Objekten sind vor allem die originalen Fotos interessant, die Einzelstücke sind und die nicht als offizielle Ansichtskarten vervielfältigt wurden. Die Postkarten unterlagen ja auch der strengen Zensur.

Besondere örtliche Geschichtsquellen stellen die Fotoalben von Wilhelm Hipp (1892-1945), Ernst Hoch (1895-1986), Jakob Walz (1897-1980) und der Familie Lumpp dar. Die Fotografie von der Ostfront „Andenken an Weihnachten 1916“ zeigt Wilhelm Hipp mit einer Ziehharmonika. Auf dem Maschinengewehr steht ein kleines Christbäumchen, dahinter ein großer Christbaum. „Sonst geht´s mir gut“ schreibt Hipp an seinen Vater Johannes Hipp, damals wohnhaft in der Bahnhofstraße in Wannweil. Wilhelm Hipp, der Vater von Manfred und Tilla Hipp, wurde am 22. Februar 1945 Zivilopfer eines Luftangriffs auf Reutlingen. Hägele zeigte auch eine Feldpostkarte vom 6. Mai 1918. Dargestellt ist Gustav Gutbrod am Grabe seines Schwagers Martin Knoblich, der am 20.05.1917 gefallen ist.

Aus dem im April 2014 von Margarete Mayer übergebenen Fotoalbum zeigte Ulrich Hägele eine Feld-Postkarte „Soldaten beim Postverteilen“. Die Feldpost­karten wurden meist im Schützengraben geschrieben. Fotokonservatorisch ist bedeutsam, dass diese hand­gefertigten Baryt-Fotos 100 Jahre in hervorragendem Zustande überdauert haben.

Durch die ab 2000 Allgemeingut gewordene Digitalisier­ung können die Fotos auch bei Präsentationen wie dieser in guter Qualität mit einem Beamer gezeigt werden. Ein Teil des Bildmaterials der Ausstellung wird in Zukunft in säurefreien Archivboxen im Gemeinde­archiv und nicht mehr in Privathaushalten aufgehoben. Dort vermindert jeder Generationen Wechsel das histori­sche Material. Mit zunehmender Zeitferne geht der Bezug verloren. Im Gemeindearchiv können die künftigen Interessenten leichter unsere Exponate wieder­finden.

Volker Steinmaier, der stellvertretende Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, betonte, dass die ehemalige Gerlinger Museumsleiterin Heidi Rothe schon gestern zu Besuch im Rathaus gewesen sei. Frau Rothe sei begeistert gewesen von dieser, nach ihren Worten „hochprofessionellen Ausstellung, die gar nicht über­frachtet sei, sondern locker und leicht. Die Bilder und Postkarten würden übersichtlich präsentiert. Die Liebe zu den Details sei einmalig.“ Ein schöneres Lob könne man sich eigentlich nicht vorstellen, meinte Steinmaier. Das Lob gebühre aus­schließlich Walter Ott.

Gegen Ende der Veranstaltung wurden die Aus­stellungs­macher Walter Ott, Volker Steinmaier und Botho Walldorf stellvertretend für das ganze Team der Geschichtswerkstatt Wannweil von Bürgermeisterin Anette Rösch mit einem Präsent geehrt.

Weitere Informationen zum Ersten Weltkrieg auf ört­licher Ebene erschließen sich durch einen persönlichen Besuch der Ausstellung. Die Ausstellung im Rathaus ist zu den üblichen Öffnungszeiten zugäng­lich. Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 8.30 bis 11.30 Uhr. Dienstag zusätzlich von 16.30 bis 18.30 Uhr. Für Gruppen auch nach Vereinbarung. Letzter Öffnungstag ist am Sonntag, 12. Oktober 2014. von 13.30 bis 17.30 Uhr.

Sie finden die Geschichtswerkstatt Wannweil im Internet unter www.geschichts­werkstatt.wannweil.de.

Walter Ott und Dr. Ulrich Hägele zur Einführung

DSCF4600 DSCF4602 DSCF4603 DSCF4605 DSCF4606 DSCF4607Auch Walter Ott war erfreut über die zahlreichen Gäste und erläuterte seine Ausstellung. Die vielen Postkarten und leider so wenige Briefe waren kein Hinderniss, so eine Ausstellung auf die Beine zu stellen.

Dr. Ulrich Hägele brachte mit seiner Dia-Show und seinen detailierten Ausführungen über den 1. Weltkrieg die Zuhörer in seinen Bann. Ein Mitschnitt auf Band einer Zeitzeugin Jahrgang 1905 war beeindruckend.

Heute vor 100 Jahren war Mobilmachung zum 1. Weltkrieg

DSCF4589 DSCF4590 DSCF4591 DSCF4594 DSCF4597Dies war vor einiger Zeit Gesprächsthema im neu gegründeten Arbeitskreis GESCHICHTSWERKSTATT WANNWEIL. Die Idee kam von Walter Ott und fand sofort Zuspruch, als er den Vorschlag einer Ausstellung im Rathaus machte. Dass er die Hauptarbeit mit seiner grossen Sammlung an Postkarten hatte, hob Frau BM Rösch bei ihrer Begrüssung hervor. Die Mitorganisation durch Volker Steinmeier und Botho Waldorf ergänzte das Dreigestirn hervoragend. Auch der Dank an die Helfer im Hintergrund kam bei allen an.