Wirtshausgeschichten, der „Ochsen“

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Wirtshausgeschichten
Mit Johann Jakob Wollpert, dem ersten Wannweiler Ochsenwirt, beginnen wir unsere Wirtshausgeschichten. Im reichsstädtischen Wannweil, 1772 geboren und 1791 geheiratet, wird seine Schildwirtschaft „Zum Ochsen“ in der Oberamtsbeschreibung 1824 als einzige Wirtschaft im Ort erwähnt. Wannweil mit seinen 500 Einwohnern gehörte nun wie die frühere freie Reichsstadt Reutlingen zu Württemberg. Die Schildwirte gehörten zur dörflichen Ehrbarkeit und waren höhergestellt als die Bauern, sie begleiteten oft auch das Amt des Schultheiß, Richter, wie unser Johann Jakob, oder Heiligenpfleger. Die Konzession zu einer Schildwirtschaft konnte erlangt werden, wenn der Wirt Unterkunft für Gäste und Pferde bieten konnte, er durfte gegenüber den Schankwirtschaften alleine warme Speisen anbieten. Bedingung war auch, dass im Ort Schmiede, Wagner und Sattler ansässig waren. Es begann eine Zeit, die man heute als Aufschwung bezeichnen würde. Als nach der 1848er-Revolution das Land politisch ruhiger wurde, kamen die Pläne zum Bahnbau in Gange. 1861 fuhr die erste Eisenbahn durch den Ort und fast zeitgleich entstanden die beiden Textilfabriken. 1890 hat sich die Einwohnerzahl gegenüber 1824 verdoppelt. Der Reutlinger Chronist Carl Bames schreibt in seinem Gedicht zum Bahnbau:
Beim Fuhrwerk haben unsre Gäul
geführt viel Kies und Stein,
die trugen unsrem Ort Wannweil,
manch blanken Taler ein.
Ich denke, davon sind auch einige Taler in die Truhen unserer Ochsenwirte gerollt.

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