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Hauswirtschaftsschule Wannweil 1951

 

Bis 1951 besuchten die schulentlassenen  Kusterdinger Mädchen die Hauswirtschaftsschule in Wannweil. Diese befand sich um Untergeschoß des Gemeindehauses.  Eine großzügige Küche aus dem Baujahr des Gemeindehauses 1936, stand der Ev. Volksschule Wannweil zur Verfügung. Die Küche wurde auch zur Verpflegung von Versammlungen verwendet, dazu war ein Speiseaufzug vorhanden. Nach einem Umbau und Modernisierung des Hauses wurde im Saalgeschoß eine Verpflegungsküche eingebaut und die Unteren Küchenräume als Vereinszimmer eingerichtet. Schon längere Zeit ist die ehemalige Lehrküche das Albvereinszimmer.

Aufnahme nach der Einweihung am 6. Dezember  1936.

 

75 Jahre Unternehmen Barbarossa

Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion.  Am 22. Juni 1941 begann das „Unternehmen Barbarossa“. Im Tagebuch eines Wannweiler Gebirgsjägers finden wir folgende Einträge und Bilder, er hatte seine Agfa immer dabei.

20. Juni 1941 bis 27. Juni 1941 Nachtmärsche von Polen nach Russland.  Am 24. Juni 4:00 Uhr überquerten wir bei Jaroslau den Fluss San,  die Russische Grenze.

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28. Juni, 2:00 Uhr Nachts Abmarsch in den Bereitstellungsraum. 5:00 Uhr bis 15:00 Uhr lagen wir eingegraben in einem Kornfeld mitten im Ari-Feuer.

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Nachts übernachteten wir in einem Dorf

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Am 30. Juni gab es bei zwei Angriffen Vier Tote und 10 Verwundete. Obergefreiter Friedrich tot, Oberjäger Morgenthaler und Bataillonskommandeur Ott verwundet. Von der Bevölkerung bekamen wir Brot, Milch, Honigwasser usw., junge Männer halfen uns unsere Munition zu tragen.

Das erste Wannweiler Kriegsopfer, der Soldat Adolf Hoch,  fiel am 17. August 1941, gut drei Wochen nach seinem 21. Geburtstag in Guta, Russland. Sein Bruder Gustav fiel Ende 1944 in Lothringen. Die Brüder waren die einzigen Kinder von Christian Hoch und Karoline geb. Knoblich.

Vor 80 Jahren, Baubeginn Gemeindehaus

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Vor 80 Jahren, am 12. Februar begannen die Aushubarbeiten zum Gemeindegaus. Innerhalb 10 Tagen wurde von Freiwilligen 520 m² Erde mit Pickel und Schaufel ausgehoben. Der damalige Bürgermeister Albert Zanzinger fotografierte und schrieb:

„Und siehe, als die Arbeit begann, da zeigte sich auch der Erfolg. Unter der Leitung unseres bewährten Fronmeister Lutz begann die freiwillige Arbeit am Mittwoch den 12. Februar 1936, vormittags acht Uhr. Zuerst kamen sie zögernd und dann immer zahlreicher. Es kamen Bürger, an die kein Mensch gedacht hätte und am Samstagabend war bereits über die Hälfte des Fundaments ausgegraben. Die Grabarbeiten gingen deshalb so schnell vorwärts, weil wir auf dem Platz eine Scheinwerfervorrichtung angebracht hatten, so dass jeden Abend bis 10 Uhr gearbeitet werden konnte, auch war das Wetter überaus günstig. Es war leicht und doch nicht zu stark gefroren, so dass eine gute Arbeit möglich war. Den frühzeitigen Beginn der Arbeit verdanken wir unserem Fronmeister, der immer auf möglichst baldigen Beginn drängte.

Am Montagabend kam der Gesangverein, am Dienstag der Sportverein, am Mittwochabend der Schützenverein und an Donnerstag   die Freiwillige Feuerwehr, so dass die Arbeit mit Riesenschritten vorwärts ging.  Am Samstag, den 22. Februar war die Arbeit bis auf kleine Reste beendet. Rund 520 m³, also das ganze Fundament hat die Einwohnerschaft in einmütiger und freudiger Gemeinschaftsarbeit am Gemeindehaus ausgegraben. Auch das Schnurgerüst zum Bau wurde unter der Leitung von Fronmeister Lutz und unter Mithilfe der Zimmerleute Christian Lutz, Wilhelm Henes und Wilhelm Schmied in freiwilliger Arbeit erstellt. Eine große Arbeit war geleistet und noch grösser war die Freude nicht nur des Bürgermeisters, sondern vor allem auch der Einwohnerschaft, über diese stolze Arbeit‚ die immer und solange das Gemeindehaus steht, von der Opferbereitschaft und dem Gemeinschaftssinn unserer Gemeinde zeugen wird. Was man früher nicht zu denken wagte, wird heute im dritten Jahre A. H. Wirklichkeit.“

Der „Arbeitsdienstweg“ im Weilhau

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Arbeitsdienst Wannweil beim Wegebau des sogenannten Arbeitsdienstweges. Aufnahme Juni 1933.  Album Paul Rilling, Wannweil. Bild 89010311

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Aufnahme Juni 1933.  Album Paul Rilling, Wannweil.  Beschriftung: „Zum Andenken an den Arbeitsdienst, 35 Mann in Wannweil, 3. März bis 15. Juni 1933. Bild 89010311

Bürgermeister Zanzinger schreibt in seiner Chronik:
Bereits im Februar 1933, als die Arbeitslosigkeit noch im Höchststand war, beschloss die Gemeindeverwaltung, wenigstens den jüngeren Männern unserer Gemeinde Arbeit zu schaffen und zwar durch die Errichtung eines halboffenen Lagers des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Als Arbeit wurde der Bau eines Waldwegs im Waldteil Spitalwald und Weilhau vorgesehen. Der Zustand dieses Weges ließ schon seit längerer Zeit zu wünschen übrig. Nach den erforderlichen Genehmigungen durch das Arbeitsamt konnte das erste freiwillige Arbeitslager am 1. März 1933 eröffnet werden. Etwa 37 junge Männer der Gemeinde wurden in dem Lager zusammengefasst und arbeiteten nunmehr jeden Tag 6 Stunden an dem Waldweg. In der ganzen Gemeinde wurde es wohltuend empfunden ‚ dass wenigstens einmal diese jungen Männer von der Straße verschwunden waren.
Morgens wurden 6 Stunden gearbeitet‚ Dann war gemeinschaftliches Mittagessen in der Wirtschaft zum Adler. Adlerwirt Künstle kochte zu Mittag und erhielt für jedes Mittagessen 45 Rpf. Nachmittags war 2 Stunden Dienst und zwar Sport, Spiel oder Vorträge. Die Leitung des Lagers erfolgte durch das Heimatwerk Stuttgart. Lagerführer war ein arbeitsloser Dip. Ing., Richard Krauss von Nürtingen, der das Lager in vorbildlicher Weise geleitet hat.
Dieses halboffene Lager wurde bis 15. Juni 1933 fortgeführt, an diesem Tag wurde der Arbeitsdient eingestellt, da von diesem Zeitpunkt ab halboffene Lager nicht: mehr zulässig waren. Die Kosten betrugen für die Gemeinde in dieser Zeit rund -1.000 RM ‚ ein geringer Betrag, wenn man die geleistete Arbeit und vor Allem die Tatsache in Betracht zieht, dass die vielen jungen Menschen erstmals wieder an Arbeit gewöhnt wurden. Nach Einstellung des Freiwilligen Arbeitsdienstes beschloss die Gemeindeverwaltung die Weiterführung der Arbeiten als Notstandsarbeit, da die Arbeitslosigkeit immer noch sehr stark war. Mit der Notstandsarbeit wurde am 17. Juli 1933 begonnen. Dabei wurden durchschnittlich 30 Arbeiter bis zur Fertigstellung des Waldwegs beschäftigt. Die Fertigstellung erfolgte im März 1934. Vielen Familien konnte so über den Winter Arbeit und Brot gegeben werden. Die Steine für den Waldwegbau wurden aus dem neu eröffneten Steinbruch am Ende des Weges, im Spitalwald‚ gewonnen. Fronmeister Lutz hat die Notstandsarbeiten gut und fachmännisch durchgeführt. Die Gesamtkosten des Waldwegs betrugen 22.407 RM, wozu das Reich insgesamt 14.074 RM Beiträge gewährt hat. Der Restaufwand der Gemeinde betrug somit 8.333 RM ‚ wobei vor Allem zu bemerken ist, dass die Verbesserung des Holzabfuhrweges bereits im Jahr 1932 in kleinerem Maßstab mit einem Voranschlag von 6.000 RM geplant war. Dieser erweiterte Bau des Waldwegs hat in der seinerzeitigen trostlosen Zeit vielen Arleitswilligen unserer Gemeinde Arbeit verschafft und trotzdem nur einen Mehraufwand von ca. 2.000 RM verursacht. Diese Arbeit diente also überwiegend der Betreuung der Arbeitslosen und hat in dieser Zeit ihren Zweck voll erfüllt.“

Quelle: Zanzingerchronik Wannweil

 

Die Maikönigin

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Brauchtum während der der NS-Zeit in Wannweil

Maikönigin Rosa R., Jahrgang 1920. Neben der Maikönigin Karl Gaiser, gefallen im WK II.Die Maikönigin wurde von den BDM-Mädels gewählt. Die Mädels tragen die sogenannte „Kletterweste“.

BDM in Wannweil
Wie eine damals 12-Jährige die Mitgliedschaft empfand, erzählt A.W. aus Wannweil: „Während des Krieges war es Pflicht zum BDM zu gehen. Wir jüngeren waren bei den „Jungmädels“. Treffpunkt war am Gemeindehaus im Hof. (Damals Adolf-Hitler-Haus.) Dort mussten wir der Größe nach antreten, den Arm heben, Heil Hitler rufen, abzählen und stramm stehen. Dann rühren und dann ging´s in den Saal oder es wurde im Freien gedrillt. Ich bin dort keine Stunde gerne hingegangen, denn man musste oft stundenlang Berichte schreiben über Kriegsgeschehnisse, über Horst Wessel, Hitler usw. und natürlich Siegeslieder singen. Wir hatten auch eine Uniform. Sie bestand aus einem schwarzen Rock, weißer Bluse, einem schwarzen Dreiecktuch und einem Knoten wo das Tuch durchgezogen wurde und weiße Söckchen, richtig schick. Wenn es kühler war, hatten wir noch eine Kletterweste, die war bräunlich gelb und aus Leder. Als die Franzosen kamen, hat man die ganzen Sachen versteckt oder verbrannt aus Angst vor Strafe.“

Anmerkung Quelle Wikipedia:
Der Bund Deutscher Mädel (BDM oder BdM) war in nationalsozialistischer Zeit der weibliche Zweig der Hitlerjugend (HJ). Darin waren im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert, den Jungmädelbund (JM) der 10- bis 14-jährigen Mädchen eingeschlossen.  Aufgrund der ab 1936 gesetzlich geregelten Pflichtmitgliedschaft aller weiblichen Jugendlichen, sofern sie nicht aus „rassischen Gründen“ ausgeschlossen waren, bildete der BDM die damals zahlenmäßig größte weibliche Jugendorganisation der Welt mit 4,5 Millionen Mitgliedern im Jahr 1944.